Der Esel

Zur Eröffnung der kleinen deutschen Schule am Ort leihe ich ihn aus. Den Esel. Karabasch heißt er. Schwarzkopf. Seit Jahren steht er oben am Hang nahe unserem Dorfhaus. Genügsam. Morgens grüße ich ihn. Er schaut mich an. Ich frage ihn, wie es ihm geht. Manchmal nickt er. Das genügt mir.

Jetzt aber kommt seine Stunde. Sein Besitzer leiht ihn mir für einen Tag. Freude soll er den Kindern machen. Was Besonderes wird er sein. Sein Futter wird abgesprochen. Angst habe ich doch. Alleine will ich ihn nicht führen. Meine Dorffrau, die mit dem einen Zahn, kommt mit.

Die anderen Dorffrauen sehen uns. Neugierig sind sie. Wohin ich denn mit dem Esel gehe? In die neue deutsche Schule, erkläre ich. Aber wieso denn mit Karabasch? Er wird Deutsch lernen. Er wird dann nicht mehr „aih“ rufen, sondern „iah“. Wir lachen.

In der Schule wird er empfangen. Als was Besonderes.

Fotografiert wird er. Gestriegelt von den Kindern. Gestreichelt. Gefüttert. Ein Schattenplatz, welch’ ein Luxus. Da steht er zur Eröffnung. Sogar der Bürgermeister schenkt ihm ein Lächeln.

Zwei Tage später ist er wieder oben am Hang. Bevor ich ihm meine Frage stelle, nickt er. Zweimal.